Initiative Bioenergiedorf Jühnde

 

Bürgerinformation

         Jühnde, 05. Oktober 2001

Am 04.10.2001 wurde das vom Ingenieurbüro Fichtner vorgelegte Grobkonzept zur Umsetzung des Projektes „Bioenergiedorf Jühnde“ von der Projektgruppe der Uni Göttingen / Kassel in Zusammenarbeit mit der Initiative Bioenergiedorf Jühnde vorgestellt.

 

Die wichtigsten Ergebnisse des Abends, an dem etwa 75 Einwohner Jühndes teilnahmen, werden im folgenden zusammengefasst.

 

Zunächst begrüßte Herr Brandenburg die Anwesenden. Anschließend stellte Herr Ruwisch (Projektgruppe) nochmals die Idee des Projektes vor. Dabei wurde deutlich, dass die Ziele zum einen darin bestehen, ökologisch und ökonomisch Energie für ein gesamtes Dorf herzustellen und zum anderen die Gemeinschaft des Dorfes zu fördern, da ein derart umfangreiches Projekt nur gemeinschaftlich umgesetzt werden kann.

 

Ein weiterer Vortrag, vorgetragen von Frau Preckel (Initiative Bioenergiedorf), befasste sich mit der technischen Umsetzung. Es wurde dargestellt, dass Jühndes Potenzial an nachwachsenden Rohstoffen und Gülle ausreicht, den gesamten derzeitigen Energiebedarf zu decken. Damit hat Jühnde die realistische Möglichkeit, sich vom weltweiten Öl- und Gasmarkt abzukoppeln und unabhängig von knapper werdendem Erdöl und Erdgas Wärmeenergie und elektrischen Strom herzustellen.

Als Standort für die Energieanlagen ist derzeit ein Grundstück unterhalb des Ehrenhains am nördlichen Ortsrand vorgesehen. Von dort aus wird die Wärmeversorgung an alle Gebäude über ein Nahwärmenetz erfolgen. Die Planung sieht vor, möglichst sämtliche Grundstücke zu erreichen, also auch das Neubaugebiet „Am Milchweg“.

 

Frau Dr. Karpenstein – Machan (Projektgruppe) erläuterte anschließend die geplante Auslegung der Energieanlagen. Es wurde erklärt, dass neben dem Blockheizkraftwerk, in dem aus Biomasse Elektrizität und Wärmeenergie gewonnen wird, und 2 Holzfeuerungsanlagen, auch spezielle Anlagenkomponenten zur Abdeckung der Spitzenlasten an besonders kalten Tagen im Jahr vorgesehen sind. Da diese Anlagen rasch Wärme herstellen müssen, soll die Spitzenlast mit einem Ölbrenner auf Biodiesel – Basis betrieben werden. Es wurde aber auch deutlich, dass hier noch Optimierungsmöglichkeiten bestehen. Frau Karpenstein – Machan erklärte, dass mit dem Projekt erhebliche Verbesserungen des Grundwasserschutzes einhergehen. So müssen für den Anbau der nachwachsenden Rohstoffe praktisch keine Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden. Ferner können Mischkulturen auf den Flächen angebaut und die Artenvielfalt erhöht werden.

 

Der 3. Vortrag befasste sich mit der Wirtschaftlichkeit der geplanten Bioenergieanlagen. Herr Ruwisch (Projektgruppe) erklärte, dass die Kosten bei der alternativen Energieversorgung bei einer Anschlussdichte von 70 % bzw. 141 Gebäuden gegenüber der konventionellen Ölheizung etwas geringer sind („schwarze Null“). Dabei wurde nicht berücksichtigt, dass mit steigenden Kosten für Öl und Gas zu rechnen ist, während bei den nachwachsenden Rohstoffen lediglich Kostensteigerungen im Rahmen der Inflation zu erwarten sind. Mittelfristig werden die Energiekosten auf Basis nachwachsender Rohstoffe gegenüber Öl oder Gas daher deutlich günstiger werden. Dabei sieht die Kostenkalkulation vor, dass von den Gebäudeeigentümern keine Investitionskosten abverlangt werden, sondern sämtliche Kosten, auch die Installation des Wärmetauschers und des Speichers, von der Betreibergesellschaft getragen werden und mit den Kosten für Warmwasser verrechnet sind. Auch Wartung und Reparatur von Wärmetauscher, Speicher und Nahwärmenetz werden über die Warmwasserkosten gedeckt. Herr Fangmeier (Initiative Bioenergiedorf) ergänzte den Vortrag von Herrn Ruwisch und stellte dar, dass es eine Reihe von Einsparungspotenzialen gibt, die aber erst im Rahmen der Feinplanung voll ausgeschöpft werden können. Es wurde sehr deutlich, dass das Grobkonzept erhebliche Reserven aufweist, um das Projekt mit seriösen Zahlen zu unterlegen und nicht „schönzurechnen“.

 

Im Rahmen einer anschließenden Diskussion, moderiert von Herrn Degenhardt (Projektgruppe), wurden letzte offene Fragen ausgeräumt aber auch nochmals Hoffnungen von Jühnder Bürgern vortragen, mit dem Projekt „Bioenergiedorf Jühnde“ eine wichtigen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten und gleichzeitig ein hohes Maß an Komfort, Sicherheit und Preisstabilität in der Energieversorgung zu erhalten.

 

Herr Jahn (Projektgruppe) erläuterte danach den Fragebogen, der bereits an die Haushalte verteilt wurde und eine wichtige Grundlage für die Entscheidung, für welches Dorf die Feinplanung erstellt wird, darstellt. Herr Jahn erklärte, dass der Frageboden kein Vertrag ist, sondern als unverbindliche Absichtserklärung zu verstehen ist. Selbstverständlich werden die abgefragten Daten vertraulich behandelt. Sie werden ausschließlich der Projektgruppe der Universität zu Kenntnis gelangen.

 

Das Schlusswort sprach Herr Petzold (Samtgemeindebürgermeister). Herr Petzold sicherte seine volle Unterstützung bei der Umsetzung des Projektes zu. Er sieht in dem Projekt einen außerordentlich wichtigen Beitrag zur Stärkung der Region Dransfeld – Jühnde und sieht in diesem Projekt die einmalige Chance, ein ökologisch sinnvolles und ökonomisch nachhaltiges Gemeinschaftsprojekt mit Perspektive zu realisieren. Auf Grund der hohen Zuschüsse spricht Herr Petzold von einem „6er im Lotto, den wir uns abholen sollten“.

 

Zum Schluss der Veranstaltung erinnerten Herr Fangmeier und Herr Brandenburg nochmals daran, die Frageboden unbedingt bis zum 08.10.2001 (Montag) abzugeben oder an die Projektgruppe mit der Post zu schicken.

 

Für die Initiative Bioenergiedorf Jühnde Oliver Brenneken