Am 04.10.2001 wurde das vom Ingenieurbüro Fichtner
vorgelegte Grobkonzept zur Umsetzung des Projektes „Bioenergiedorf Jühnde“ von
der Projektgruppe der Uni Göttingen / Kassel in Zusammenarbeit mit der Initiative Bioenergiedorf Jühnde vorgestellt.
 
Die wichtigsten Ergebnisse des Abends, an dem etwa
75 Einwohner Jühndes teilnahmen, werden im folgenden zusammengefasst.
 
Zunächst begrüßte Herr Brandenburg die Anwesenden.
Anschließend stellte Herr Ruwisch (Projektgruppe) nochmals die Idee des Projektes
vor. Dabei wurde deutlich, dass die Ziele zum einen darin bestehen, ökologisch
und ökonomisch Energie für ein gesamtes Dorf herzustellen und zum anderen die
Gemeinschaft des Dorfes zu fördern, da ein derart umfangreiches Projekt nur
gemeinschaftlich umgesetzt werden kann. 
 
Ein weiterer Vortrag, vorgetragen von Frau Preckel
(Initiative Bioenergiedorf), befasste
sich mit der technischen Umsetzung. Es wurde dargestellt, dass Jühndes Potenzial
an nachwachsenden Rohstoffen und Gülle ausreicht, den gesamten derzeitigen
Energiebedarf zu decken. Damit hat Jühnde die realistische Möglichkeit, sich
vom weltweiten Öl- und Gasmarkt abzukoppeln und unabhängig von knapper werdendem
Erdöl und Erdgas Wärmeenergie und elektrischen Strom herzustellen.
Als Standort für die Energieanlagen ist derzeit
ein Grundstück unterhalb des Ehrenhains am nördlichen Ortsrand vorgesehen. Von
dort aus wird die Wärmeversorgung an alle Gebäude über ein Nahwärmenetz
erfolgen. Die Planung sieht vor, möglichst sämtliche Grundstücke zu erreichen,
also auch das Neubaugebiet „Am Milchweg“. 
 
Frau Dr. Karpenstein – Machan (Projektgruppe)
erläuterte anschließend die geplante Auslegung der Energieanlagen. Es wurde
erklärt, dass neben dem Blockheizkraftwerk, in dem aus Biomasse Elektrizität
und Wärmeenergie gewonnen wird, und 2 Holzfeuerungsanlagen, auch spezielle
Anlagenkomponenten zur Abdeckung der Spitzenlasten an besonders kalten Tagen im
Jahr vorgesehen sind. Da diese Anlagen rasch Wärme herstellen müssen, soll die
Spitzenlast mit einem Ölbrenner auf Biodiesel – Basis betrieben werden. Es
wurde aber auch deutlich, dass hier noch Optimierungsmöglichkeiten bestehen.
Frau Karpenstein – Machan erklärte, dass mit dem Projekt erhebliche Verbesserungen
des Grundwasserschutzes einhergehen. So müssen für den Anbau der nachwachsenden
Rohstoffe praktisch keine Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden. Ferner können
Mischkulturen auf den Flächen angebaut und die Artenvielfalt erhöht werden.
 
Der 3. Vortrag befasste sich mit der
Wirtschaftlichkeit der geplanten Bioenergieanlagen. Herr Ruwisch
(Projektgruppe) erklärte, dass die Kosten bei der alternativen
Energieversorgung bei einer Anschlussdichte von 70 % bzw. 141 Gebäuden
gegenüber der konventionellen Ölheizung etwas geringer sind („schwarze Null“).
Dabei wurde nicht berücksichtigt, dass mit steigenden Kosten für Öl und Gas zu
rechnen ist, während bei den nachwachsenden Rohstoffen lediglich
Kostensteigerungen im Rahmen der Inflation zu erwarten sind. Mittelfristig
werden die Energiekosten auf Basis nachwachsender Rohstoffe gegenüber Öl oder
Gas daher deutlich günstiger werden. Dabei sieht die Kostenkalkulation vor,
dass von den Gebäudeeigentümern keine Investitionskosten abverlangt werden,
sondern sämtliche Kosten, auch die Installation des Wärmetauschers und des
Speichers, von der Betreibergesellschaft getragen werden und mit den Kosten für
Warmwasser verrechnet sind. Auch Wartung und Reparatur von Wärmetauscher,
Speicher und Nahwärmenetz werden über die Warmwasserkosten gedeckt. Herr
Fangmeier (Initiative Bioenergiedorf)
ergänzte den Vortrag von Herrn Ruwisch und stellte dar, dass es eine Reihe von
Einsparungspotenzialen gibt, die aber erst im Rahmen der Feinplanung voll
ausgeschöpft werden können. Es wurde sehr deutlich, dass das Grobkonzept
erhebliche Reserven aufweist, um das Projekt mit seriösen Zahlen zu unterlegen
und nicht „schönzurechnen“. 
 
Im Rahmen einer anschließenden Diskussion,
moderiert von Herrn Degenhardt (Projektgruppe), wurden letzte offene Fragen
ausgeräumt aber auch nochmals Hoffnungen von Jühnder Bürgern vortragen, mit dem
Projekt „Bioenergiedorf Jühnde“ eine wichtigen Beitrag zum Umweltschutz zu
leisten und gleichzeitig ein hohes Maß an Komfort, Sicherheit und
Preisstabilität in der Energieversorgung zu erhalten. 
 
Herr Jahn (Projektgruppe) erläuterte danach den
Fragebogen, der bereits an die Haushalte verteilt wurde und eine wichtige
Grundlage für die Entscheidung, für welches Dorf die Feinplanung erstellt wird,
darstellt. Herr Jahn erklärte, dass der Frageboden kein Vertrag ist, sondern
als unverbindliche Absichtserklärung zu verstehen ist. Selbstverständlich
werden die abgefragten Daten vertraulich behandelt. Sie werden ausschließlich
der Projektgruppe der Universität zu Kenntnis gelangen.
 
Das Schlusswort sprach Herr Petzold
(Samtgemeindebürgermeister). Herr Petzold sicherte seine volle Unterstützung
bei der Umsetzung des Projektes zu. Er sieht in dem Projekt einen
außerordentlich wichtigen Beitrag zur Stärkung der Region Dransfeld – Jühnde
und sieht in diesem Projekt die einmalige Chance, ein ökologisch sinnvolles und
ökonomisch nachhaltiges Gemeinschaftsprojekt mit Perspektive zu realisieren.
Auf Grund der hohen Zuschüsse spricht Herr Petzold von einem „6er im Lotto, den
wir uns abholen sollten“. 
 
Zum Schluss der Veranstaltung erinnerten Herr
Fangmeier und Herr Brandenburg nochmals daran, die Frageboden unbedingt bis zum
08.10.2001 (Montag) abzugeben oder an die Projektgruppe mit der Post zu
schicken.